Kapitel 7 - Charity mit Stich

Kristina

Eine Bucht mit tiefblauem Wasser, Felsen, die mystisch aus dem Wasser ragen und eine Burg, die auf einer Felseninsel thront. Ich muss Noahs Kommentar in seiner Instagram-Story recht geben – es gibt schlechtere Orte zum Arbeiten. Die kurzen Einblicke, die er vom Videodreh auf Sizilien geteilt hat, sind zwar alle vom offiziellen Five2Seven-Account, aber er hat sie mit seinen jeweils eigenen Sprüchen versehen. Ich lasse die Stories durchlaufen und schnipple gleichzeitig einen Apfel in meine Portion Haferflocken. 

Noah und die anderen Jungs aus der Band beim Tanzen, vor dem Wasser, auf den Felsen, zusammen mit den Schauspielerinnen, die offenbar ebenfalls am Dreh beteiligt waren.

 

Allesamt Gute-Laune-Bilder.

 

Das nächste Foto lässt mich jedoch zusammenzucken, und beinah rutscht mir das Messer aus. Noah und Andy haben jeweils einen Arm um zwei der dunkelhaarigen Mädels geschlungen und sie sind offensichtlich nicht mehr an dem Strand, denn im Hintergrund hängen bunte Lampen, etwas unscharf erkenne ich Tische. Der passende Kommentar dazu: Nach der Arbeit das Vergnügen.

 

Wie das Vergnügen genau aussieht, wird in den nächsten Stories deutlich. Sowohl Noah und Andy als auch die Mädels haben Cocktailgläser in den Händen, sie tanzen, mal mehr, mal weniger eng. Auf dem letzten Bild schmiegt sich eins der Mädchen eng an Noahs Brust. Dort, wo ihr Kopf an ihm lehnt, breitet sich in meinem Körper ein stechender Schmerz aus, als ob das Obstmesser dort stecken würde. Aber es liegt glitzernd vom Obstsaft neben meiner Müslischale.

 

Woher kommt also der Schmerz? Was soll das? Noah schuldet mir nichts. Wir haben uns geküsst. So what?

 

Das seigt meine Vernunft. Mein Herz hat allerdings schon vor einer Woche die Kooperation mit dieser aufgekündigt. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich ständig auf Noahs Instagram-Account rumhänge und mir warm wird, sobald ich ihn auf seinen Fotos lächeln sehe.

 

„Guten Morgen.“

 

Ich zucke zusammen, als mein Vater in die Wohnküche kommt, wie üblich schon in Anzughose, Hemd und Krawatte. Nur das Sakko hängt wohl noch an der Garderobe. Allerdings überrascht es mich, dass er überhaupt noch hier ist. Normalerweise ist er um diese Uhrzeit entweder schon im Büro oder beim Sport.

 

„Morgen. Du bist noch hier?“

 

Papa stellt eine Tasse unter die Kaffeemaschine und drückt auf den Knopf. „Ja, ich fahre gleich zu einem Meeting nach Kiel, bin aber heute Abend wieder zurück.“

 

Ich nicke, noch immer geistern mir die Bilder aus Noahs Stories durch den Kopf. Ob es auf Sizilien bei Cocktails und Tanzen geblieben ist?

„Okay“, murmle ich und schiebe mir einen Löffel Müsli in den Mund, aber irgendwie schmeckt es mir heute Morgen nicht.

 

„Sehen wir uns heute Abend? Oder seid ihr heute länger im Studio?“, fragt Papa und trinkt im Stehen den ersten Schluck von seinem Kaffee.

 

„Wir sind heute beim Mittagstisch für eine Charity-Aktion. Ich muss erst morgen wieder ins Studio.“

 

„Prima. Dann mache ich uns gefüllte Pfannkuchen mit Lachs und Spinat, was meinst du?“

Gerade wollte ich aus meiner Teetasse trinken, jetzt setze ich sie wieder ab und schaue meinen Vater verblüfft an.

 

„Gibt’s was zu feiern?“

 

Mit einem Mal werden seine Gesichtszüge ganz weich und ein Leuchten tritt in seine Augen, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr an ihm gesehen habe.

„Nicht direkt“, sagt er lächelnd, „aber wir bekommen Besuch. Ich würde dir gern jemanden vorstellen.“

 

Wieder sticht es in meiner Brust. Aber diesmal ist es kein Obstmesser, sondern ein ganzes Schwert. Überrascht keuche ich auf.

 

Papa scheint es nicht zu bemerken, er lächelt noch immer und trinkt seinen Kaffee aus. Er stellt seine Tasse in die Spüle (eine blöde Angewohnheit, die Spülmaschine ist schließlich direkt daneben), kommt auf mich zu und legt mir seine Hand auf den Rücken.

„Viel Erfolg heute, ich freu mich auf nachher.“

 

„Bis dann“, krächze ich, aber da ist Papa schon im Flur.

 

Vielleicht ist es ja nur ein Geschäftspartner, flüstert eine zaghafte Stimme in meinem Hinterkopf. Kopfschüttelnd bringe ich sie zum Schweigen. Das ist Quatsch. Erstens hat mein Vater noch nie Geschäftspartner zu uns nach Hause eingeladen, und selbst wenn mal ein Kollege vorbeikam, hat er nie so versonnen, so glücklich, gelächelt wie gerade eben. Meine Augen brennen und der letzte Rest Apfel, den ich noch im Mund hatte, bleibt mir in der Kehle stecken, beim besten Willen bekomme ich ihn nicht geschluckt.

 

Papa hat eine neue Freundin. Es ist sein gutes Recht, sagt meine Vernunft. Aber auch bei diesem Thema ist mein Herz weit davon entfernt, diese Aussage zu akzeptieren.

Mein Handy vibriert und zeigt eine neue Nachricht von Ben an.

 

Bin unterwegs. Bin in 5 Minuten da.

 

Ich kneife die Augen zusammen, trinke einen Schluck Tee und atme so tief durch wie nur möglich. Dann stehe ich auf, stelle meine Müslischale mit dem Rest Müsli zu Papas Kaffeetasse in die Spüle und husche ins Bad, um mir meine Haare aufzudrehen.

 

Auf dem Tisch vor uns türmen sich Schokohasen, Marzipanbrote und bunt verpackte Eier neben Kekstüten und Plüschschafen. Am äußersten Rand steht ein großer Korb mit Tüten bereit, die jetzt noch flach und ordentlich gestapelt daliegen, im Laufe der nächsten Stunden aber mit all den Leckereien gefüllt werden sollen.

 

„Unglaublich, dass das alles übrig ist“, sagt Ben kopfschüttelnd.

 

Martha, eine der Frauen, die hier beim Mittagstisch arbeiten lacht trocken auf. „Ja, man kann sich immer wieder nur wundern, dass so viele Menschen hungern, obwohl es eigentlich mehr als genug gibt.“

 

„Umso schöner, dass wir von dem Überfluss heute etwas verschenken dürfen“, sagt ein Mann, der gerade zur Tür hereinkommt und zwei Körbe voller Brötchen auf einen Tisch stellt. Er begrüßt uns nacheinander mit Handschlag. „Hallo, ich bin Jurek. Schön, dass ihr heute mithelft.“

 

„Freut uns auch“, erwidert Ben. „Sollen wir gleich loslegen?“

 

Martha nickt. „Unbedingt. Die Kinder sollen die Osterüberraschung ja nach dem Essen schon in Empfang nehmen können.“ Sie sieht auf ihre Armbanduhr. „Wir haben vier Stunden. Schaffen wir?“

 

„Safe“, erwidert Joshie gut gelaunt.

 

Martha drückt ihr ein paar Papiertüten in die Hand, die Joshie auf einem weiteren Tisch aufschlägt und nebeneinander aufstellt. Wir anderen bedienen uns an den Süßigkeiten und verteilen sie wie im Akkord gleichmäßig in die Tüten. Konzentriert richte ich meinen Blick auf das bunte Papier. Die Bilder aus Noahs Stories und Papas Lächeln verschwimmen in blau-, rot- und goldglitzernden Wirbeln.

 

„Ist sicher etwas ganz anderes als auf großen Bühnen zu stehen, oder?“, fragt Martha.

Freddy neben mir zuckt zusammen und eines der Schokoeier, die er in der Hand hielt, fällt neben die Papiertüte.

 

„Aber nicht weniger wichtig“, murmelt er, allerdings laut genug, dass Martha es hören kann.

 

„Das stimmt.“

 

Ich sehe Freddy prüfend an. Seit wir hier angekommen sind, ist er auffallend still. Er hat die Mitarbeiterinnen freundlich begrüßt, aber darüber hinaus nicht viel gesagt, ganz anders als ich ihn sonst von öffentlichen Auftritten kenne.

 

„Ist alles …“

 

„Guten Morgen, entschuldigen Sie bitte, dass ich etwas zu spät bin. Oh, das sieht ja schon richtig gut aus!“ Ehe ich meine Frage zu Ende bringen kann, betritt ein Mann in Jeans und Jackett den Raum. Ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen, das für meine Begriffe trotzdem etwas aufgesetzt wirkt. Seine Haltung, breiter Stand, durchgestreckter Rücken und die offenen Arme, lässt ihn augenblicklich den Raum erfüllen. Das ist also das Bürgerschaftsmitglied, das für heute ebenfalls seine Hilfe angekündigt hat.

 

Martha lässt die eben fertig gepackte Tüte sinken und geht mit ausgestreckter Hand auf den Mann zu. „Herr Gruske, wie schön, dass es noch geklappt hat!“

 

„Ja, ganz prima“, murmelt Johnny zu meiner linken.

 

Mir ist dieser Herr Gruske zwar nicht unbedingt sympathisch, aber Johnny klingt gerade so, als hätte er gegen ihn persönlich etwas auszusetzen. Ich werfe einen raschen Blick zu Martha und Herrn Gruske, die ein paar Worte wechseln und in die andere Richtung schauen, sodass ich die Gelegenheit nutzen und Johnny ausfragen kann.

 

„Was ist los?“

 

„Der Typ hat Alex im Sozialausschuss ziemlich abgebügelt, als Alex um mehr Unterstützung für die Jugendarbeit geworben hat“, erklärt Johnny mit zusammengebissenen Zähnen. „Meinte, das wäre rausgeschmissenes Geld, wenn die Skateranlagen und so doch nur mit Graffiti verunstaltet würden …“

 

Schnaubend wirft er eins der Plüschschafe in eine Tüte mit Schokoeiern, dem Politiker demonstrativ den Rücken zugewandt. Ich kann es ihm nachfühlen. Johnny hat seinen Onkel in den letzten Jahren viel bei der Arbeit im Fleet21 unterstützt, und wenn es Alex und sein Jugendzentrum nicht gäbe, hätten wir uns als Band vermutlich nie gefunden.

 

„Das müssen wir jetzt wohl aushalten“, erwidere ich bedauernd. Es ist nicht das erste Mal, dass wir höflich lächelnd unsere wahren Gefühle verbergen müssen. Besonders heute, wenn es um den guten Zweck geht, sollte es keine Rolle spielen, auch wenn es schon merkwürdig ist, dass dieser Herr Gruske sich ausgerechnet hier engagiert. Oder plagt ihn am Ende ein schlechtes Gewissen?

 

Jurek kommt aus der Küche und wedelt mit einer Schürze und einer Hygienehaube. „Sie kommen wie gerufen, Herr Gruske, in der Küche können wir gut noch zwei Hände zum Schnippeln gebrauchen.“

 

„Na dann mal los“, sagt Herr Gruske gut gelaunt und folgt Jurek in die Küche.

 

Johnny atmet zischend aus. „Ein Glück.“

 

Grinsend packen wir die übrigen Tüten fertig und stellen sie zur Seite, damit die Tische fürs Mittagessen frei werden, und schieben sie zurecht, ehe wir Gläser und Besteck darauf verteilen.

 

„Vierzig Plätze? Wirklich so viele?“, fragt Joshie, als sie von Martha den letzten Schwung Gläser entgegennimmt.

Die Mitarbeiterin des Mittagstischs nickt traurig. „An manchen Tagen könnten wir auch gut zwanzig Teller mehr decken.“

 

„Krass, und die Kinder kommen jeden Tag?“ Kopfschüttelnd lasse ich meinen Blick über die Tische wandern, während ich versuche, die Enge, die sich in meiner Brust breitmacht, durch gezieltes Atmen zu verdrängen.

 

„Viele kommen unter der Woche täglich, ja. Montags und freitags besonders.“ Martha seufzt. „Und wir sind nur eine von vielen Einrichtungen.“

 

Wir kommen nicht dazu weiterzureden, denn in diesem Moment öffnet sich bereits die Tür und eine Gruppe Kinder kommt herein. Sie lassen ihre Schulrucksäcke in eine Ecke fallen und verteilen sich laut durcheinanderredend an die Tische.

 

Martha klatscht laut in die Hände und ruft scheinbar ohne Probleme gegen die Geräuschkulisse an. „Hallo zusammen. Ihr kennt das Spiel, erst Händewaschen!“

 

Die Kinder erheben sich wieder von den Plätzen und verschwinden nebenan in die Waschräume. Während die einen Hände waschen, kommen bereits weitere Kinder an. Zuerst sind sie mit sich selbst beschäftigt, sodass sie von uns gar keine Notiz nehmen. Als wir allerdings helfen, das Essen aufzutragen, machen einige von ihnen große Augen.

 

„Krass, die kenn ich von YouTube“, ruft jemand.

 

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und muss mich konzentrieren, um dem kleinen Mädchen vor mir nicht versehentlich die Portion Reis mit Gemüse über ihr T-Shirt zu kippen.

 

„Voll gut erkannt“, geht Ben auf den Zwischenruf ein. „Und heute sind wir hier bei euch.“

 

„Nice. Singt ihr auch was?“

 

„Klar, aber erst nach dem Essen“, verspricht Freddy.

 

Wir teilen an alle Kinder eine Portion aus, dann gibt Jurek auch uns jeweils einen Teller und wir verteilen uns auf die wenigen freien Plätze.

 

„Hi, darf ich mich zu euch setzen?“, frage ich drei Jungs und zwei Mädchen, die an einem Tisch am Rand des Raums sitzen. Die Kinder sind allerdings so sehr mit Essen beschäftigt, dass sie nur kurz nicken.

 

Ich will sie nicht beobachten, trotzdem huscht mein Blick immer wieder zu ihnen, als ich selbst anfange zu essen. Die meisten von ihnen haben angetragene Hosen und Pullover. Hastig schieben sie sich den Reis in die Münder, trinken in großen Schlucken den Saft aus ihren Gläsern. Als ob sie Angst hätten, jemand anders könnte ihnen ihre Portion wegnehmen.

 

Die Enge von eben meldet sich wieder überdeutlich zurück und ich lasse meine Gabel sinken. Das Atmen hilft nicht, ich schlucke. Ich wusste, dass es in Deutschland Armut gibt, aber sie mit eigenen Augen zu sehen, zu riechen, denn für manche dieser Kinder war das Händewaschen vor dem Essen wohl die erste Berührung mit Wasser heute, macht es mir erschreckend bewusst.

 

„Schmeckt es euch?“

 

„Ja, Jurek kocht gut“, sagt einer der Jungs.

 

Eines der Mädchen, das neben ihm sitzt, sieht mich an, senkt aber beinahe sofort wieder die Lider, nur um kurz darauf wieder zu mir zu sehen. Ich lächle vorsichtig, sage aber nichts, ich will sie nicht drängen.

 

„Kannst du mir auch so eine Frisur machen?“, fragt sie schließlich leise.

 

Mein Lächeln wird breiter. Mit dieser Frage hätte ich nicht gerechnet, aber sie gefällt mir, weil sie so ganz anders ist als alles, was ich sonst gefragt werde.

 

„Okay. Hast du eine Bürste?“

 

Sie schüttelt den Kopf und ich könnte mich selbst für die Frage ohrfeigen. Die Haare des Mädchens sind strähnig und liegen am Hinterkopf etwas wirr. Dort ist seit mindestens einem Tag keine Bürste mehr entlanggekommen. Zum Glück habe ich immer eine Bürste und eine Tüte Haarklammern dabei. Während die Kinder ihre Teller auf den Geschirrwagen stellen, hole ich mein Equipment aus dem Rucksack, und nur wenige Augenblicke später setzt sich das Mädchen vor mich auf ihren Stuhl.

 

„Wie heißt du denn eigentlich?“, frage ich und führe die Bürste so vorsichtig wie möglich durch das Haar. Eine ordentliche Wäsche wäre hier sinnvoller, aber darauf müssen wir jetzt verzichten.

 

„Zerafina“, antwortet das Mädchen, schon etwas selbstbewusster als noch vorhin.

 

„Cooler Name.“

 

Sie zuckt zusammen, als ich mit der Bürste in einem Knoten hängenbleibe.

 

„Entschuldige“, sage ich hastig, aber Zerafina schüttelt nur den Kopf, was nicht unbedingt hilfreich ist.

 

„Schon gut. Das ist schön. Meine Mama kämmt mir nie die Haare.“

 

Ich kneife die Lippen zusammen, weil mich ein plötzlicher Schmerz durchzuckt und meine Kehle sich unwillkürlich zuschnürt. Meiner Haare haben sich in den letzten zwei Jahren viele Leute angenommen, und trotzdem weiß ich genau, was Zerafina meint. Ich kenne diese Sehnsucht, die ich meistens tief in mir vergraben habe. Aber in Momenten wie diesen kommt sie wieder hervor und treibt mir die Tränen in die Augen. Aber ich darf jetzt nicht heulen. Nicht hier vor den Kindern, vor fremden Leuten in der Öffentlichkeit.

 

„Das ist schade. Du hast schönes Haar“, sage ich leise und hoffe, dass sie das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkt. Ich drehe die Hälfte des gescheitelten Haupthaars zu einem Strang, wickle ihn auf und stecke ihn mit ein paar Haarnadeln oben auf dem Kopf fest. Dann verfahre ich mit der anderen Hälfte genauso.

 

„Fertig“, sage ich schließlich. „Magst du im Spiegel schauen, ob es dir gefällt?“

 

Zerafina springt auf und läuft aus dem Raum. Kurz darauf kommt sie mit leuchtenden Augen und strahlendem Lächeln zurück und schlingt ihre Arme um mich.

„Voll schön.“

 

Etwas überrascht erwidere ich ihre Umarmung, aber da steht schon das nächste Mädchen vor mir und sieht mich mit großen Augen an.

 

„Ich will auch so eine Frisur.“

Ich deute auf den Stuhl, auf dem eben noch Zerafina gesessen hat, und mache mich erneut an die Arbeit.

 

Am Ende habe ich gut ein Dutzend Kinder frisiert, meine Bürste ist voll von hellen und dunklen Haaren und ich hoffe inständig, dass keines der Kinder Läuse hatte, die ich durch diese Aktion hätte verteilen können. Die Mädchen sind jedenfalls begeistert, und als wir gemeinsam mit Martha, Jurek und Herrn Gruske die Tüten mit Osterleckereien austeilen, ist das Glück perfekt. Zumindest für einen Augenblick.

 

Morgen wird die Kinder wieder niemand frisieren, die Schokolade wird vielleicht schon heute Abend restlos verputzt sein, und morgen werden sie wieder hungrig hier zum Mittagstisch kommen. Die Hilfe heute war vermutlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

Ich muss heftig schlucken, um die Tränen zurückzuhalten, und bin froh, dass Freddy in diesem Moment seine Gitarre auspackt und einen unserer Songs anspielt. Die Kinder klatschen, nicht unbedingt im Takt, aber begeistert, manche singen mit, und ich kann mir zwischen den Tönen einreden, dass während dieses Liedes alles so ist, wie es sein soll.   

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