Epilog - 2 Monate später

Freddy

„Toll, dass ihr heute Abend hier seid! Wir sind Escape. Lasst uns gemeinsam ausbrechen.“

Applaus brandet auf und ich schließe für einen Moment die Augen, während sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet und meine linke Hand sich wie automatisch um den Gitarrenhals legt. Zwischen den Fingern der rechten Hand liegt kühl und glatt das neue Plektrum aus Holz, das Judith mir heute zum Abschied geschenkt hat.

Sie ist wahrscheinlich gerade irgendwo über dem Atlantik, in bester Gesellschaft von den anderen Freiwilligen. Und ich stehe hier auf der Bühne, umgeben von meiner Band und bejubelt von einem erschreckend großen Publikum. 

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Kapitel 60 - Nur noch nach vorn

Judith

Umrahmt von meinen Eltern und Geschwistern, und mit Freddy an meiner Seite betrete ich den Schulhof, wo schon dutzende meiner Stufenkameradinnen mit ihren Angehörigen umeinander wuseln. Manche von ihnen sind bereits so aufgebrezelt, als ob jetzt schon der Abiball anstünde. Vor der Treppe zum Haupteingang stehen Paula und Kim voreinander und zupfen sich gegenseitig ein paar Haarsträhnen zurecht. Ich streiche über den Rock meines Leinenkleids und atme tief durch. Ich hätte mir mein Zeugnis zuschicken lassen sollen, dann würde mir dieser Zirkus erspart bleiben. Aber das hätte ich meiner Familie beim besten Willen nicht erklären können. 

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Kapitel 59 - Once in a lifetime-Chance

Freddy

Spannung ist unsichtbar, man erkennt sie nur an ihrer Wirkung.

Wenn mich diese Wirkung nicht schon völlig unter ihrer Kontrolle hätte, würde ich  darüber lachen, dass mir jetzt ausgerechnet der Satz meiner ehemaligen Physiklehrerin einfällt. Ich war nie gut in Physik, mir reichte es, zu wissen, dass meine E-Gitarre zu hören ist, wenn ich den Verstärker einschalte.

Aber in diesem Moment im Proberaum des Jugendzentrums begreife ich zum ersten Mal, was meine Lehrerin gemeint hat. 

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Kapitel 58 - Gezählte Tage

Judith

Wie oft wir schon Hand in Hand durch Hamburg gelaufen sind, kann ich schon gar nicht mehr sagen. Trotzdem fühlt es sich heute anders an. All die Male zuvor war es schön, manchmal auch ein bisschen aufregend, Freddys Finger zwischen meinen zu spüren, meine Schritte mit seinen in den gleichen Rhythmus zu bringen. Heute tanzen weder tausend Schmetterlinge in meinem Bauch, als Freddy mit dem Daumen über meinen Handrücken streicht, noch schlägt mein Herz himmelwärts. Alles in mir ist ruhig. Erstaunlich, wenn ich bedenke, dass Freddy mir gerade von den neuesten Entwicklungen bei Escape berichtet. 

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Kapitel 57 - Keine Ahnung, aber Arbeit

Freddy

Das Tempo, in dem Ben auf sein Notebook einhackt, ist beeindruckend und sieht in Kombination mit der konzentrierten Miene, die er aufgesetzt hat, auf verstörende Weise wichtig aus. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. So richtig ernst nehmen kann ich Bens Verhalten nicht, denn so wie er jetzt mit einer Hand über das Touchpad fährt, mit zusammengekniffenen Lippen die Kappe von einem Kugelschreiber zieht und mit der anderen Hand etwas auf einen Zettel neben sich kritzelt, macht er auf mich den Eindruck, als wäre er zum Manager des Jahrhunderts aufgestiegen. Wobei, dazu fehlen vielleicht noch ein Headset und eine offene Telefonleitung.

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Kapitel 56 - Das gehört nur uns

Judith

„Hier, deine Schlüsselkarte. Du bist in Zimmer 214, zweiter Stock. Zwei von deinen Zimmernachbarinnen sind schon da.“

Unwillkürlich schlägt mein Herz schneller, als Florian mir im Eingangsbereich der Jugendherberge eine Schlüsselkarte in die Hand drückt und etwas auf einer Liste auf dem Klemmbrett in seiner Hand abhakt. Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, bei dem Vorbereitungscamp für Panama ein Einzelzimmer zu bekommen, aber bislang konnte ich das ausblenden, weil ich mich hauptsächlich auf das angekündigte Programm konzentriert habe. Doch als ich jetzt meinen Rucksack schultere und die Treppe nach oben erklimme, wird mir mit jeder Stufe klarer, dass ich auch die Zeit zwischen den Workshops nicht allein sein werde. 

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Kapitel 55 - Studiotag

freddy

„Abgefahren“, entfährt es mir, als ich mit den anderen auf dem Parkplatz im Gewerbegebiet ankomme, wo der Musik-Truck in diesen Tagen Station macht.

Johnny lüpft seine Kappe und grinst mich an. „Ne, zum Glück nicht. Sonst hätten wir ein Problem.“

„Haha“, sage ich, verzichte aber darauf, ihm in die Seite zu boxen, wie ich es sonst vielleicht gemacht hätte. Die Tatsache, dass Johnny so dämliche Witze macht, zeigt, wie beeindruckt er ist. Und das, obwohl er in seiner Ausbildung sicher schon ganz andere Dinge gesehen hat. 

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Kapitel 54 - Ist doch nur Abi

Judith

Warmer Popcornduft weht mir entgegen, als Joshie mir die Tür öffnet und mich mit einem freudestrahlenden Lächeln umarmt.

„Hey, komm rein.“

„Machen wir einen Filmabend?“, frage ich, während ich aus meinen regennassen Schuhen schlüpfe und die Jacke möglichst weit von den anderen entfernt auf einen Garderobenbügel hänge.

„Also, wenn ich ehrlich bin, hätte ich auf Percy Jackson definitiv mehr Lust als auf Shakespeare und Co“, erwidert Joshie und geht mir voran durch den Flur. „Aber wir können es uns beim Lernen ja wenigstens gutgehen lassen.“

Sie führt mich in eine geräumige Wohnküche, wo Kristina pfeifend vor der Anrichte steht und die tanzenden Maiskörner in der kleinen Popcornmaschine beobachtet.

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Kapitel 53 - Fragen und andere Antworten

Freddy

Ich lenke unser altes Auto in eine Parklücke vor der Klinik und ziehe die Handbremse an. Stumm starre ich durch die Windschutzscheibe auf den dunkelblauen Kleinwagen vor uns. Was die Besitzer dieses Autos hier wohl machen? Nur einen kurzen Besuch? Oder sind sie zu einer Untersuchung hier? Es fällt leichter, mir darüber Gedanken darüber zu machen, als über den wahren Grund, warum ich hier bin.

Auch Mama, die neben mir auf dem Beifahrersitz sitzt, hält einen Moment inne, ehe sie sich zu mir umdreht.

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Kapitel 52 - Zwischen Wahrheit und Kuss

Judith

Endlich frei! Seit ich das Schulgelände am Freitag verlassen habe, fühle ich mich mindestens zehn Kilo leichter. Nie wieder muss ich mit meinen Klassenkameraden im Unterricht sitzen, muss nicht das Getuschel in den Pausen fürchten oder neue Episoden von Videos auf dem Schulklo hören. Heimlich habe ich in meinem Zimmer ein paar Tränen verdrückt, sobald ich meine Schultasche abgestellt hatte. 

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Kapitel 51 - Verzweiflungstat

Freddy

„Willkommen zu unserer neuen Serie: Songwriting. Wir zeigen euch, wie aus einer Idee ein fertiger Song wird.“ Kristina stoppt die Aufnahme und sieht mich fragend an. „Wie war das?“

„Bisschen zu lang vielleicht.“

Wir sitzen zu zweit im Proberaum, um meinen neuen Song zu arrangieren. Zuerst haben wir überlegt, das live auf Instagram zu zeigen, aber es ist später Vormittag und die wenigsten unserer Follower sind um diese Zeit online. Allerdings müssen wir nun beide feststellen, dass mit einem Video, an dem wir noch herumschneiden können, auch der Perfektionsanspruch steigt. Kris löscht das letzte Video von ihrem Handy, stellt es wieder auf den Notenständer des Klaviers und öffnet wieder die Kamera.

„Okay, auf ein Neues. Fang du diesmal an.“ Sie drückt auf den roten Knopf.

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Kapitel 50 - Vertrauensübung

Judith

Zum zehnten Mal springe ich von Helenas Bett auf, gehe ein paar Schritte auf ihren Kleiderschrank zu, drehe wieder um und setze mich zurück auf die inzwischen ziemlich zerwühlte Bettdecke.

„Glaubst du wirklich, dass es nicht zu früh ist, mich mit Freddy zu treffen?“, frage ich und zupfe an den Bündchen meiner Strickjacke.

Helena dreht sich auf ihrem Schreibtischstuhl zu mir herum und verdreht dabei die Augen in einem erstaunlichen Radius. „Ich habe meine Meinung in den letzten fünf Minuten nicht geändert. – Wobei. So, wie du dich aufführst, würde ich eher sagen, es dauert noch viel zu lang.“

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Kapitel 49 - Ich wollte, dass ihr das wisst

Freddy

Nur mit Mühe kann ich mir ein Stöhnen verkneifen, als ich an diesem Montag das Fleet21 betrete. Ich habe Johnny versprochen, ihm beim Streichen des Saals zu helfen. Was ich vor meiner Zusage nicht bedacht habe, ist, dass Samuel immer noch seinen Freiwilligendienst im Jugendzentrum absolviert und ebenfalls mit von der Partie ist. Auch wenn es für uns beide mehr Arbeit bedeuten würde, hatte ich gehofft, mit Johnny allein zu sein, vielleicht noch einmal reden zu können. Mi Judiths älterem Bruder im gleichen Raum erscheint es mir unmöglich. 

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Kapitel 48 - Lernsession

Judith

Mein älterer Bruder wirft Helena und mir von der Leiter herunter einen überraschten Blick zu. In einer Hand hält er eine Glühbirne.

„Was macht ihr denn hier?“

„Wir sind mit Kristina und Joshie zum Lernen verabredet.“

Samuel macht ein noch überraschteres Gesicht als zuvor, dann schüttelt er grinsend den Kopf und schraubt die Glühbirne in die Flurlampe.

„So’n Stress“, murmelt er.

„Nee, voll entspannt“, kontert Helena, aber ich ziehe sie weiter, ehe die Diskussion ausarten kann. Hätte sowieso keinen Zweck. Samuel hat im letzten Jahr erst kurz vor seinen Abiklausuren mit dem Lernen begonnen – und hat unverschämterweise trotzdem ziemlich gut abgeschnitten. Manchmal wünschte ich, ich könnte ebenso relaxed sein. 

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Kapitel 47 - Es geht um dich

Freddy

Ich brauche noch etwas Zeit.

Wie ein höhnendes Mantra geistert mir Judiths letzter Satz durch den Kopf. Das Schlimme ist, dass ich sie verstehen kann. Nach allem, was ich mir geleistet habe, ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch mit mir gesprochen hat. Aber wieso hat sie sich dann so schnell umgedreht und ist gegangen?

Ich trete gegen das Geländer, an dem unzählige Liebesschlösser hängen, die durch die Erschütterung aufgeregt klimpernd hin und her tanzen. Mein Knie schmerzt von dem Tritt, aber dieser Schmerz ist besser auszuhalten als meine Sehnsucht nach Judith.

Finn + Soraya, 15.3.2019

Die Schrift auf einem der Schlösser prangt mir entgegen und versetzt mir einen zusätzlichen Stich. Finn. 

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Kapitel 46 - Alles wird gut?

Judith

Der Wind wirbelt mir den Nieselregen ins Gesicht und ich drücke mich enger unter das Vordach der Klinik. Leider ist es hier beinahe voll, weil Patienten, teilweise mit Infusionsständer, den Platz zum Luftschnappen oder Rauchen beanspruchen. Statt Regen bekomme ich nun Nikotin in die Nase. Seufzend ziehe ich mir die Kapuze über den Kopf und mache wieder einen Schritt ins Freie. Hoffentlich macht Freddy keinen Rückzieher.

Ruth hat mich skeptisch angesehen, nachdem Freddy gestern gegangen war und ich ihr erzählt habe, dass ich ihm versprochen habe, ihn zu seiner Mutter zu begleiten.

„Nachdem er sich so mies verhalten hat? Lass dich bloß nicht um den Finger wickeln“, hat sie gesagt, und das habe ich nicht vor. Ich kann meine Hilfe von meinen Gefühlen trennen. Das hoffe ich jedenfalls. 

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Kapitel 45 "Der Berg der Herausforderungen"

Freddy

Stille. Judith steht wie festgefroren vor mir und sieht mich mit glasigen Augen an. Dann nickt sie langsam.

„Wieso hast du nichts gesagt?“ Ihre Worte sind leise, ich kann sie nur mit Mühe hören, aber sie dringen in mich ein wie ein Messer, denn erst jetzt wird mir klar, was ich gerade gesagt habe.

Ich hebe die Schultern und lasse sie langsam wieder sinken. „Ich hab’s nicht gemerkt“, sage ich. Das ist die beste Erklärung, die ich Judith in diesem Moment geben kann. Ihr und mir. Ich bin selbst noch überrascht, was ich mir eingestanden habe. 

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Kapitel 44 - Verunsicherung hoch 10

Judith

Die Zeilen des Gedichts vor mir erschließen sich nicht, obwohl ich sie nun schon zum fünften Mal lese. Ich lasse den Bleistift an den Wörtern entlangwandern, verbinde Verse mit Pfeilen, ohne sicher zu sein, ob das irgendeinen Sinn ergibt. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es bereits kurz vor halb elf ist. Seufzend lasse ich den Stift sinken. Ich sollte es aufgeben, die Deutschhausaufgabe für morgen noch zu beenden, das wird ohnehin nichts mehr. Zu sehr bin ich mit den Gedanken noch bei heute Nachmittag und meinem Besuch bei Freddys Mutter. 

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Kapitel 43 - Böses Erwachen

Freddy

Die Mate vor mir auf dem Tisch lacht mir höhnisch entgegen. Nur aus alter Gewohnheit habe ich nach meinem Standardgetränk gegriffen und ein paar große Schlucke getrunken. Ein Fehler, wie ich jetzt weiß, denn ich bin hellwach, obwohl ich nichts lieber würde als schlafen.

Das Konzert im Alsterkeller ist seit Stunden vorbei und ich kann nicht sagen, was ich seitdem gemacht habe. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht einmal, was ich während des Konzerts gemacht habe. Verschwommene Bilder von der Bühne und Publikum kommen mir in den Kopf, aber ob das Erinnerungen von heute oder von irgendeinem anderen Gig sind – keine Ahnung. Ist vielleicht auch besser so. 

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Kapitel 42 - Halbes Leid, doppelte Freude

Judith

„Oh, Entschuldigung“, sage ich erschrocken, als ich die Tür zum Badezimmer öffne und meine Schwester überrasche, die sich gerade die Schlafanzughose hochzieht.

„Schon gut, bin eh fertig“, sagt sie und betätigt die Klospülung.

Ruth und ich schämen uns nicht voreinander, dafür haben wir viel zu lang ein Zimmer, das Badewasser und überhaupt alles geteilt, trotzdem tut es mir leid, dass ich ihre Privatsphäre gestört habe. Um diese Zeit habe ich allerdings nicht damit gerechnet, jemanden aus meiner Familie im Bad anzutreffen. Es ist bereits kurz vor Mitternacht und meine Eltern und Elias sind schon in ihren Betten.

„Wo kommst du so spät noch her?“, fragt Ruth, während sie sich die Hände wäscht und ich meine Zahnbürste aus dem Schrank nehme. „Mama hat sich gewundert, dass du zum Abendessen nicht da warst.“

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Kapitel 41 - Ohrensausen

Freddy

Vor Überraschung, und weil immer noch der Sound vom Konzert auf meine Ohren drückt und meinen Kopf benebelt, stolpere ich über meine eigenen Füße, kann mich aber gerade noch rechtzeitig am Hauseingang abstützen.

„Was macht ihr denn hier?“, frage ich. Zumindest will ich das fragen, aber ich höre selbst nicht, was ich sage, und Judith und Johnny, der sich hinter Judith zu verstecken scheint, sehen mich nur verständnislos an.

Judith macht einen Schritt auf mich zu, nimmt mich am Arm und sieht mich besorgt an. Ihre Lippen bewegen sich, doch ich verstehe kein Wort. Fuck, es fühlt sich an, als wäre ein Riesenknäuel Watte um meinen Kopf herum. Alle Geräusche um mich sind dumpf und seltsam verschwommen. 

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Kapitel 40 - Zwischen Verzweiflung und Hoffnung

Judith

Hallo Judith, es war schön, dich auf unserem Auswahlwochenende persönlich kennenzulernen. Wir freuen uns sehr, dir heute einen Platz in unserem Panama-Programm anbieten zu können.

Ich starre auf die E-Mail. So lang habe ich darauf gewartet, habe gehofft, genau diese Worte zu lesen, die jetzt schwarz auf weiß vor mir stehen, und habe mir vorgestellt, wie ich voller Freude durchs Zimmer hüpfe und anschließend meine Familie zusammentrommle. Aber ich springe nicht auf, rufe nicht nach Ruth, meinen Brüdern oder meinen Eltern. Wieder und wieder lese ich die Zeilen, aber die Freude, die ich mir so oft vorgestellt habe, will sich nicht einstellen. Da ist einfach nichts. Verdammt, wieso freue ich mich nicht? 

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Kapitel 39 - So leer

Freddy

Hi Freddy, kannst du mir neue Sticks besorgen? Schaffe es nach der Schule leider nicht mehr. Geb dir das Geld dann nachher bei der Probe. LG

An Joshies Nachricht ist ein Link angefügt zu den Drumsticks, von denen ich weiß, dass wir sie hier im ProTone vorrätig haben. Ich antworte mit einem Daumen hoch und stecke das Handy mit leisem Seufzen zurück in die Hosentasche, ehe ich meine Mittagspause beende. Noch knapp vier Stunden bis Feierabend. Bis zur Bandprobe. Die Probe für das Konzert. Für das ich noch immer nicht abgesagt habe. Obwohl mich der Gedanke daran mit jedem Tag mehr quält, besonders seit ich wieder zurück in Hamburg bin und sehe, wie schlecht es meiner Mutter geht, und wie sehr Finn unter allem leidet. 

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Kapitel 38 - Endgültig?

Judith

Ich muss mich verhört haben. Das hat Freddy nicht gesagt!

Kopfschüttelnd stütze ich die Hände auf die Knie und sehe schließlich besorgt zu Freddy. „Was?“, bringe ich leise hervor.

Mein Freund hält den Kopf gesenkt und schiebt die Fingernägel von Daumen- und Zeigefinger übereinander. „Ich mach keine Musik mehr.“

Wenn ich nicht schon sitzen würde, würde ich mich spätestens jetzt auf den Stein fallen lassen. Zweimal hat Freddy es jetzt gesagt, aber kapieren kann ich es trotzdem nicht. Das kann er einfach nicht ernst meinen.

„Freddy, was soll das? Das ist doch irre!“

Er hebt den Kopf, sieht mich mit versteinerter, ausdrucksloser Miene an. „Ist wohl meine Entscheidung, oder?“

„Natürlich ist es deine Entscheidung, aber ich verstehe nicht, warum? Wieso gerade jetzt?“

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Kapitel 37 - Gefährlich nah

Freddy

Es ist kaum zu fassen, wie sehr mein Puls rast, als der Zug hält und die Fahrgäste aus den Türen treten. Ich lasse meine Blick hastig am Bahnsteig auf und ab wandern, bis ich Judith am vorletzten Waggon entdecke und mein Herz einen Schlag auszusetzen scheint. Sie hat mich ebenfalls gesehen und wir laufen aufeinander zu, werden immer schneller und fallen uns in die Arme. Wir halten uns fest, als ob wir uns hundert Jahre nicht gesehen hätten – und irgendwie hat es sich auch so angefühlt. Aber jetzt ist sie hier und vergräbt ihr Gesicht für einen Moment in meiner Jacke, ehe sie den Kopf hebt und mich küsst.

Ich bin froh, dass mein Körper weiß, wie atmen funktioniert, denn ich habe keine Ahnung mehr, wie es geht, kann nur noch denken, fühlen, riechen, schmecken, dass Judith jetzt hier bei mir ist. 

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Kapitel 36 - Klicks mit Folgen

Judith

Das kann nicht wahr sein, denke ich immer wieder.

Ich lege das Smartphone auf den Schreibtisch, ziehe mich um, gehe Zähne putzen, und schaue, sobald ich zurück in meinem Zimmer bin, wieder aufs Handy. Nur um sicher zu gehen.

Aber wie schon gestern und vorgestern sind die Klickzahlen für Girl in the Crowd gestiegen. 27.000 Klicks. 4000 mehr innerhalb eines Tages. Das. Ist. Krass. Ich habe mit ein paar Hundert Klicks gerechnet und mich damit noch für optimistisch gehalten. Die Zahlen, die da jetzt unter dem Video stehen, kann ich einfach nicht fassen, egal wie oft ich sie sehe, und wenn Helena mir nicht täglich eine OMG-Nachricht schicken würde, würde ich glauben, dass ich träume.

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Kapitel 35 - Danke für nichts

Freddy

Das Universum hat einen tiefschwarzen Humor. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sich jeder Mist ausgerechnet jetzt zu einer Großdemo versammelt hat.

„Was hast du eigentlich gegen mich?“, frage ich stumm, als ich mit schweren Gliedern im Dunkeln das Wohnzimmer durchquere. Keine Ahnung, wen genau ich meine, aber es antwortet niemand. Dafür renne ich mit dem Zeh gegen die Sofakante.

„Fuck.“ Auch das noch.

Obwohl mein Zeh heiß pocht, laufe, oder besser humple, ich weiter, bis ich das Schlafzimmer erreiche und eine mir schon so vertraute Szene vorfinde. 

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Kapitel 34 - Countdown

Judith

Der Wind, der uns über den Landungsbrücken entgegenweht, ist kalt und feucht und treibt mir Tränen in die Augen. Für einen Spaziergang hätten wir uns echt besseres Wetter, oder wenigstens einen etwas geschützteren Ort aussuchen können, denke ich und blinzle die Tränen weg. Meine gefütterte Regenjacke hält mich inzwischen auch nicht mehr richtig warm, weshalb ich ein Stück weit bereue, diesem Ausflug zugestimmt zu haben.

Freddy scheinen die Kälte und der feine Nieselregen nichts auszumachen, ich frage mich sogar, ob er beides überhaupt wahrnimmt. Sein Blick geht in so weite Ferne, als ob er bis zur Nordsee schauen wollte. Gesprochen hat er schon eine ganze Weile nicht mehr.

Wenn ich nicht seine Hand in meiner spüren würde, könnte ich glauben, dass wir gar nicht gemeinsam hier sind, sondern nur zufällig nebeneinander herlaufen. 

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Kapitel 33 - Happy New Year?

Freddy

You’re more than just a girl in the crowd.

Judith lächelt, sieht vollkommen glücklich aus, und auch auf meine Lippen legt sich ein entspanntes Lächeln, während ich mit der Gitarre den Saal verlasse. Das Bild stoppt. Wow. Unser erstes richtiges Musikvideo. Mein Song, meine Stimme, mein Gesicht – und Judiths. Das ist abgefahren. Ich drücke noch einmal auf Play und sehe gebannt zu, wie Bild und Musik ineinandergreifen, und obwohl ich alles nur auf meinem Handybildschirm sehe, bin ich einfach nur geflashed. Ben muss über die Feiertage nur geschnitten haben, um das Musikvideo fertigzubekommen. Als der Clip zum zweiten Mal durchgelaufen ist, lese ich die Nachricht, die Ben uns zusammen mit dem Video geschickt hat.

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Kapitel 32 - Und Action!

Judith

Der Saal im Jugendzentrum ist voller Menschen, die wild durcheinanderreden und immer wieder neugierige Blicke zu der Bühne werfen, die an der kurzen Front aufgebaut ist. Als ob sie nur darauf warten würden, dass Escape mit ihrem Konzert beginnen. Wenn es doch so einfach wäre! Vielleicht ist es das für sie. Ben ist gerade schon einmal auf die Bühne gekommen und hat uns erklärt, was gleich unsere Aufgabe sein wird.

„Klatscht, tanzt, habt Spaß!“

Eine denkbar einfache Regieanweisung. Für die anderen. Nicht für mich. Denn ich soll genau das nicht tun, was alle anderen machen. 

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Kapitel 31 - Bruderstreit

Freddy

„Na dann, schönen Feierabend, bis morgen.“ Sven tippt sich an die Stirn und schließt die Ladentür hinter uns ab.

„Danke, bis morgen.“ Ich kann nicht aufhören zu grinsen, während ich zur Bushaltestelle laufe, und obwohl ich müde von der Arbeit bin und mein Tag noch nicht zu Ende ist, habe ich gute Laune. Morgen werden wir im Fleet21 das Musikvideo zu Girl in the Crowd drehen, Sven hat versprochen als Teil des Publikums mit dabei zu sein, und ich muss mich immer wieder selbst kneifen, um mir klar zu werden, dass das alles kein Traum ist. Judith hat zugesagt, mitzuspielen. Wenn ich ihre Nachricht lese, was ich auch jetzt nach fast zwei Wochen immer wieder tu, schlägt mein Herz immer noch schneller und ein wohliges Kribbeln zieht über meine Haut. Ob es morgen genauso sein wird?

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Kapitel 30 - Puderzuckermut

Judith

Kaum klingelt es zur Pause, springe ich auch schon auf und verlasse fluchtartig den Klassenraum. Ich bin tatsächlich auf der Flucht. Haben meine Kurskameradinnen und Kameraden bislang hauptsächlich ignoriert, werfen sie mir seit neuestem eiskalte Blicke zu. Seit ich mit Helena bei der Schulleitung war und die Direktorin schulinterne Ermittlungen eingeleitet hat. Ich weiß, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, aber das macht es nicht leichter, die Blicke auszuhalten.

Weder Kilian, noch Melanie, noch sonst irgendjemand hat seitdem auch nur ein Wort mit mir gewechselt, aber wenn sie mit ihren Augen töten könnten, läge ich schon längst unter der Erde. Und immer wieder erwische ich mich bei dem Gedanken, dass das allemal besser wäre, als diese stumme Verachtung mit ansehen zu müssen, und mich zu fragen, wann sie doch wieder auf mich losgehen. 

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Kapitel 29 - Schlaflos im Studio

Freddy

You’re more than just a girl in the crowd.

 

Ich warte einen Augenblick, ehe ich vom Mikro zurücktrete. Bens Kollege Alfred nickt und zeigt mir einen Daumen hoch. Erleichtert nehme ich die Kopfhörer ab. Es ist merkwürdig, meinen Song zu singen, ohne dabei die Gitarre in der Hand zu haben, dabei ist das jetzt schon der dritte Take.

„Das war gut“, sagt Alfred, als ich aus dem Aufnahmeraum zu ihm und den anderen rüberkomme. „Willst du’s hören?“

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Kapitel 28 - Planänderung

Judith

Es gießt in Strömen und ich kann auf meinem Weg zur Haltestelle kaum etwas sehen, aber das stört mich heute nicht. Obwohl ich darüber lachen muss, sobald mir der Gedanke kommt, halte ich daran fest; in meinem Herzen herrscht strahlender Sonnenschein. Ich freue mich auf den Nachmittag mit Freddy, kann es kaum erwarten, ihn zu überraschen. Der Bus in die Innenstadt fährt mir nicht schnell genug. Warum muss er ausgerechnet heute an jeder Milchkanne halten?

Nein, das ist der falsche Gedanke. Vorfreude ist die schönste Freude, korrigiere ich mich und lächle in der stickig feuchten Luft des Busses vor mich hin. Gleich. Noch drei Haltestellen!

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Kapitel 27 - Gut genug?

Freddy

Schon als ich den Proberaum betrete, sehe ich Bens zufriedenes Grinsen. Er lehnt mit seiner Gitarre auf einem der Sessel und macht ein paar Fingerübungen, während seine Mundwinkel sich fast von einem Ohr zum anderen strecken.

„Moin, was hast du für gute Laune?“

Johnny, der auf einem Verstärker hockt, lacht spöttisch auf und schiebt seine Basecap auf dem Kopf von links nach rechts. „Das versuche ich auch schon seit zehn Minuten aus ihm rauszukriegen. Aber der Affe sagt nichts.“

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Kapitel 26 - Ich bin bei dir

Judith

Wie üblich stehe ich in der ersten Pause allein am Rand des Schulhofs. Eigentlich hatte ich gehofft, Helena wäre schon hier, aber offenbar dauert ihr Sport-LK heute länger. Es ist immer noch etwas krampfig zwischen uns, weil die Versöhnung vor zwei Wochen so schief gegangen ist, nachdem ich abgehauen bin. Aber wir reden wieder mehr miteinander und hatten uns für die Pause verabredet. Hoffentlich kommt Helena bald.

Obwohl es mir selbst auf den Keks geht, dass ich in der Schule neuerdings so viel am Handy hänge, ziehe ich es auch jetzt hervor und öffne den Chat von Freddy und mir. 

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Kapitel 25 - It's a song

Freddy

Ich habe Judith beinahe geküsst.

Der Gedanke lässt mich nicht mehr los und rast unaufhörlich durch meinen Körper. Abends beim Einschlafen jagt er mir wohlige Schauer über die Haut. Ich kann ihre Nähe spüren, rieche den Duft ihres Apfelshampoos und ihren Früchteteeatem.

Morgens beim Aufwachen versetzt mich die Erinnerung hingegen in Panik. Ich habe Judith beinahe geküsst, verdammt. Ich muss aufpassen, ich darf nicht zulassen, dass es noch einmal passiert. So viel Nähe bedeutet Gefahr.

Und doch ist es genau das, wonach mein Herz sich sehnt. Ich will wieder Judiths Hand halten, sie umarmen, das fortführen, wobei Finn uns vor ein paar Tagen unterbrochen hat.

Warum musste er ausgerechnet in jenem Moment ins Zimmer platzen? 

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Kapitel 24 - Beinahe Narnia

Judith

„Das war sehr lecker, vielen Dank.“ Freddy sieht meine Mutter beinahe beschämt an. Die beiden großen Lasagneschüsseln sind komplett leer und auch auf unseren Tellern ist nicht einmal ein winziger Rest übrig. Ob es Freddy unangenehm ist, dass er und sein Bruder die jeweils letzten Portionen bekommen haben? Dabei haben wir alle betont, dass wir wirklich satt sind, was zumindest für meinen Teil auch stimmt. Und auch für meine Geschwister lege ich meine Hand ins Feuer, denn was Mamas Lasagne betrifft, gönnen wir uns normalerweise nichts.

Ich beobachte Freddy, der mir gegenübersitzt und nun wieder den Blick auf seinen leeren Teller gerichtet hält. Während des Essens hat er sich nur kurz am Gespräch beteiligt, als Samuel vom Jugendzentrum berichtet hat. Er streicht mit den Fingerspitzen über die Tischdecke und unter seinen Lidern zucken seine Augen unruhig hin und her.  

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Kapitel 23 - Warten auf Hoffnung

Freddy

Es ist erst eine gute Stunde her, dass Mama von einer Schwester in dem Krankenbett zum OP gebracht wurde, und schon jetzt kann ich den Wartebereich, wo ich mit Finn platzgenommen habe, nicht mehr sehen. An den beigen Wänden hängen abstrakte Gemälde, nicht zu aufdringlich, auch nicht unbedingt hässlich. Ich kann sie trotzdem nicht leiden. Ich will sie nicht sehen, will nicht hier sein. Jeder andere Ort wäre mir gerade lieber, und doch verkehrt. Sven hat mir für heute einen Tag Sonderurlaub gegeben, Finn hat eine Beurlaubung für die Schule. Wir könnten uns ohnehin nicht auf Ausbildung oder Unterricht konzentrieren. Stattdessen sitzen wir hier nebeneinander, warten und werden mit jeder Minute nervöser. 

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Kapitel 22 - Mobbing-DNA

Judith

Der Nieselregen an diesem Montagmorgen ist nicht gerade stimmungshebend und ich frage mich, warum ich nicht dem Impuls nachgegeben und mir die Decke wieder über die Ohren gezogen habe. Nach einer halb durchwachten Nacht, bin ich müde genug, um mich kränklich zu fühlen. Aber im Bett würden meine Gedanken nur pausenlos kreisen, wie schon das ganze Wochenende. Seit ich Freddy Donnerstagabend nach Hause begleitet habe, hat er sich nicht gemeldet, was ich gut verstehen kann. Seine Familie ist wichtiger als ich, seine Mutter braucht ihn. 

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Kapitel 21 - Auf der Flucht

Freddy

Die Beine dicht an den Oberkörper gezogen und die Arme um die Knie geschlungen kauere ich auf der schmalen Bank, deren Polster schon so durchgesessen ist, dass ich das harte Holz unter meinem Hintern fühle. Immerhin ist in dem gedämpften Licht der Taschenlampe das furchtbare Muster nicht zu erkennen. Es sind die kleinen Dinge. Ich lache spöttisch über meinen eigenen Gedanken. Die Wolke, die mein Atem dabei in der Luft vor mir hinterlässt, spüre ich mehr, als dass ich sie sehe. Nichts an meiner Situation ist schön, nicht das kleinste Detail. Mein Magen gleicht einem großen Loch. Seit dem kalten Auflauf, den ich gestern Abend aus der Lunchbox gelöffelt habe, habe ich nichts mehr gegessen, und mein Körper ist vor Kälte und nach der Nacht auf der schmalen Bank ganz steif.

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Kapitel 20 - Offline

Judith

Meine Schwester schwebt elfengleich durch die Küche und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erraten, dass der Filmabend mit Simon wunderbar verlaufen ist, auch wenn sie nichts erzählt hat. Aber so sehr ich ihr das Glück auch gönne – heute Morgen geht es mir auf den Keks. Jetzt fängt sie auch noch an, die Liebesschnulze im Radio mitzuträllern. Unter dem Vorwand, noch meine Schultasche packen zu müssen, lasse ich meine Familie am Frühstückstisch zurück und verziehe mich mit dem Rest meines Käsebrots in mein Zimmer.

Ich hätte das Jugendzentrum Sonntag nicht so plötzlich verlassen sollen. Und vor allem hätte ich Freddy gestern nicht diese verlogene Nachricht schreiben dürfen.

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Kapitel 19 - Still one more

Freddy

Mit gewohnter Hand ziehe ich das Kabel aus der E-Gitarre, wickle es auf und lege es auf den Verstärker. Wieso ist Judith so schnell verschwunden? Während des Streams sah sie so glücklich aus, mit dem wunderschönen Lächeln auf ihrem Gesicht. Normalerweise reicht es schon, mich in die Musik fallen zu lassen, aber dass Judith da war, hat mir ein neues Gefühl von Sicherheit gegeben. Jetzt ist da nur noch verwirrte, ungemütliche Kälte. Ich greife nach dem Softcase für meine E-Gitarre, als Johnny neben mir auftaucht, eine Nikotinwolke mit sich ziehend. Ich rümpfe die Nase. Er weiß, dass ich den Zigarettengeruch nicht ausstehen kann.

„Lief doch ganz gut“, sagt er und verpackt die Verstärkerkabel in einem Koffer.

„Jo.“

 

„Du und Judith. Läuft da was?“ 

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Kapitel 18 - Erkenntnis mit Popcorn

Judith

„Ich hab Lust auf Kuchen“, sagt meine Schwester während wir nach dem Gottesdienst zurück nach Hause laufen.

„Wir können nachher Waffeln machen“, schlägt Mama vor, woraufhin Elias in Jubel ausbricht. Ruth sieht unsere Mutter jedoch mitleidig an und schüttelt vehement den Kopf.

„Mama, ich sagte Kuchen. Waffeln sind kein Kuchen.“

Für einen Augenblick scheint Mama zu überlegen, ob sie auf Ruths spitzen Kommentar eingehen soll, entscheidet sich aber letztlich dagegen und zuckt nur mit den Schultern.

„Dann wirst du wohl Kuchen backen müssen.“

Ruth reibt sich die Hände und ihre Augen leuchten vor Vorfreude. 

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Kapitel 17 - Aus dem Takt

Freddy

Obwohl ich seit meinem Abschluss nicht mehr hier gewesen bin, ist mir der Weg über den Schulhof noch vertraut.

Finn hockt vor dem Direktorat auf einem Stuhl, anderthalb Meter weiter sitzt ein weiterer Junge. Finn starrt auf den Boden, der andere Schüler wirft meinem Bruder hingegen feindliche Blicke zu. Nur dem mir unbekannten Lehrer, der den beiden gegenübersteht, ist es wohl zu verdanken, dass er nicht auf Finn losgeht.

 

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Kapitel 16 - Wegweiser gesucht

Judith

„Nur noch heute“, murmle ich, während ich mein Fahrrad vor der Schule anschließe. Nur noch ein paar Stunden Unterricht, dann ist erstmal wieder Wochenende. Obwohl ich weiß, dass ich den Schlüssel umgedreht habe, kontrolliere ich noch einmal, ob das Schloss zu ist. Reine Zeitschinderei. Ich lache bitter in die kalte Novemberluft. Früher war ich meist schon zwanzig Minuten vor Unterrichtsbeginn hier, habe mit Helena und anderen Klassenkameraden geredet, manchmal sogar noch schnell Hausaufgaben abgeschrieben oder abschreiben lassen. Jetzt bin ich so knapp dran, dass es bereits zum ersten Mal klingelt, als ich auf das Gebäude zulaufe. 

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Kapitel 15 - 31 Days of Rain in November

Freddy

„Ja, moin“, ruft Joshie und spielt einen Trommelwirbel, bei dem jeder Spielmannszug neidisch werden könnte. Ich stelle meine Gitarren ab und werfe die Jacke über einen Stuhl.

„Vielen Dank“, sage ich lachend, verbeuge mich und ziehe einen imaginären Hut.

Kristina fällt mir zur Begrüßung um den Hals, mit Ben und Johnny schlage ich nur mit der Hand ein.

„Endlich wieder vereint“, sagt Kris und setzt sich gleich wieder ans Klavier. „Husch, husch, pack aus, damit wir anfangen können.“

Sie grinst, aber ich sehe es ihr an den auf und ab tanzenden Fingern an, dass sie es kaum erwarten kann, zu starten. Als ob es mir anders gehen würde! Ich habe lang genug auf die Bandprobe hingefiebert. 

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Kapitel 14 - Ein Schritt zu dir

Judith

Fluchend bleibe ich stehen, als die Ampel vor mir auf rot springt. Ausgerechnet jetzt, wo ich sowieso schon zu spät bin. Ich wollte noch schnell ein paar Einkäufe erledigen, und natürlich war nur eine Kasse offen und der Laden völlig überfüllt. Hätte ich mir eigentlich auch denken können, schließlich ist morgen Feiertag. Jetzt sind es nur noch drei Minuten bis zum Treffen mit Freddy, und die Ampeln in unserem Viertel scheinen sich gegen mich verschworen zu haben. Ich lehne mich gegen den Ampelmast und schicke Freddy eine Sprachnachricht, dass ich mich vermutlich verspäte.

Als ich endlich am Kaiser-Friedrich-Ufer ankomme und Freddy am Brückengeländer stehen sehe, wirkt er allerdings nicht sehr ungeduldig. Eher nachdenklich. 

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Kapitel 13 - Tanz am Abgrund

Freddy

Sechs Tage noch! Wie ein Mantra wiederhole ich gedanklich diese Zahl. Dabei sollte ich mich besser auf die Klausur in drei Tagen vorbereiten. Preispolitik ist nicht gerade meine Stärke, Konzentration wäre also angebracht. Aber ich kann an nichts anderes mehr denken. In weniger als einer Woche bin ich endlich wieder zuhause. Ich kann es kaum erwarten. Dabei habe ich mich hier in der WG sogar recht wohl gefühlt. So wohl, wie man sich halt fühlen kann, wenn man die ganze Zeit glaubt, woanders sein zu müssen. Diese verdammte Angst und Lauerstellung, die ich einfach nicht ablegen kann.

Auch als mein Handy jetzt vibrierend einen Anruf von Zuhause anzeigt, schnellt mein Puls augenblicklich in die Höhe.

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Kapitel 12 - Haltlos

Judith

Helena strahlt über das ganze Gesicht und leckt sich genüsslich über die Lippen.

„Judith, die ist mega! – Gaumenorgasmus.“ Sie legt die Schokoladentafel, die ich ihr aus England mitgebracht habe, auf ihren Schreibtisch, schielt aber sofort wieder zum Papier. Ich kann ihr das Verlangen förmlich ansehen und verstehe sie nur zu gut. Die Toffee-Salted-Caramel-Sorte hat mir auch am besten geschmeckt. Aber meine beste Freundin beherrscht sich und erhebt sich von ihrem Bett.

„Fehlt eigentlich nur noch der Tee, oder? Ich hab zwar keine Scones, aber ein paar Kekse tun’s auch.“ Mit diesen Worten lässt sie mich in ihrem Zimmer zurück und ich höre sie die Treppe nach unten in die Küche laufen.

Ich lehne mich an eines der großen Kissen, das Helena auf ihrem Bett drapiert hat und esse ein Stück von der Schokolade, die sie mir aus Frankreich mitgebracht hat. Sie ist nicht ganz so gut wie die englische, aber auch ziemlich großartig, und sie vermittelt mir, verbunden mit dem vertrauten Geruch aus Helenas Kissen, Geborgenheit. 

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Kapitel 11 - Am falschen Ort

Freddy

Fassungslos halte ich mein Handy in der Hand. Welcher Teufel hat mich geritten, Judith wieder zu schreiben? Es wäre besser gewesen, das, was vorgefallen ist, totzuschweigen. Nicht mehr zu reden. Zu schreiben.

Aber meine Finger haben wie von selbst unseren Chat geöffnet und jene Nachricht getippt. Angesichts ihrer Antwort schlägt mein Herz noch schneller als es sollte. Mein Verdacht, dass Judith etwas bedrückt, hat sich bestätigt. Dass ihre Klassenkameraden sie allein gelassen haben, geht echt gar nicht. Ob das schon öfter vorgekommen ist? Hatte sie deshalb keine Lust mitzufahren? Ich warte auf eine weitere Nachricht von ihr, aber unser Chat bleibt stumm.

Stattdessen erscheint eine Nachricht von Ben in unserem Band-Chat. 

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Kapitel 10 - Ausgeschlossen

Judith

Am Fenster des Reisebusses zieht regnerisch graue Landschaft vorbei. Nicht gerade stimmungshebend. Ich lehne meinen Kopf gegen die Scheibe und sehe den Regentropfen nach, die im Fahrtwind in wilden Mustern das Glas entlangrinnen. Julia sitzt neben mir, hat sich aber abgewendet und quatscht leise mit Sabrina, die auf der anderen Seite des Gangs sitzt. Sabrina kichert leise und ich spitze die Ohren. Sprechen sie über mich? Ich sehe mich zu den beiden um, und bin halbwegs erleichtert, dass meine Klassenkameradinnen auf Herrn Willms deuten, der vorne hinterm Busfahrer sitzt und eingenickt ist. Zwar weiß ich nicht, was an einer schlafenden Person so witzig ist, aber ich bin froh, dass ausnahmsweise einmal nicht ich das Ziel von Spott bin. Die Erleichterung hält nur für ein paar Sekunden an.

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Kapitel 9 - Spiel mit dem Feuer

Freddy

Der Himmel ist wolkenverhangen und ein paar rotverfärbte Blätter an den Bäumen zeigen deutlich, dass der Herbst begonnen hat. Die Temperaturen sind allerdings noch spätsommerlich und mir ist es viel zu warm in meiner Jacke. Ich stehe am Eingang von Planten un Bloomen und öffne den Kragen meiner Jacke, um besser Luft zu bekommen. Was mache ich hier eigentlich? Wie bin ich auf die bescheuerte Idee gekommen, dieses Treffen vorzuschlagen?

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Kapitel 8 - Alles nur Fassade?

Judith

Mit gierigen Schlucken leere ich meine Wasserflasche, während mir der Schweiß über die Stirn perlt. Obwohl es Ende September ist, gibt die Sonne noch einmal alles und hat die Halle gut aufgeheizt. Was unsere Trainerin nicht daran gehindert hat, uns hart ranzunehmen. Mein Shirt klebt am Körper und ich öffne meine Sporttasche, um mein Duschzeug rauszuholen. Wie üblich schaue ich dabei kurz aufs Handy. Eine neue Nachricht.

 

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Kapitel 7 - Viel zu weit

Freddy

„Servus, ich bin Martin.“ Ein schlaksiger Typ mit kurzen verstrubbelten braunen Haaren öffnet mir die Tür und lacht mir fröhlich entgegen.

Mir fällt es schwer, das Lächeln zu erwidern. Ich bin hundemüde nach knapp 10 Stunden Zugfahrt, während der ich mich die ganze Zeit zwingen musste, nicht am nächstbesten Bahnhof wieder auszusteigen und zurückzufahren. Was soll ich hier in Bayern? Zuhause würde ich dringender gebraucht, auch wenn Mama bis heute Morgen behauptet hat, ich könne ruhigen Gewissens fahren. Einen Scheiß kann ich. Mama ist immer noch im Krankenhaus und Finn wird bei seinem Schulfreund unterkommen, bis Mama wieder nach Hause kann. Ja, ich weiß, dass meine Ausbildung wichtig ist – aber ist sie wichtiger als meine Familie? Ich habe jedenfalls alles andere als ein gutes Gewissen dabei.

 

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Kapitel 6 - Erst handeln, dann Zimtschnecken

Judith

Ich beobachte das Aufleuchten von Scheinwerfern, das von der gegenüberliegenden Fassade in mein Zimmer reflektiert wird. Fast eine gespenstische Stimmung. Aber die macht mir keine Angst. Etwas anderes hält mich wach, obwohl ich mich schon vor einer gefühlten Ewigkeit umgezogen und ins Bett gelegt habe.

Warum ist Freddy so plötzlich verschwunden? In dem einen Moment hat er noch mit strahlenden Augen über Musik geredet und im nächsten Augenblick drehte er sich um und ging.

Ich sollte das nicht denken, aber mich lässt der Gedanke nicht los, dass er wegen mir gegangen ist. War der Anruf vielleicht nur Fake? Habe ich zu viel geredet? War ich zu aufdringlich? Nach meinen Erfahrungen aus den letzten beiden Wochen würde es mich nicht wundern, wenn auch Freddy nichts mit mir zu tun haben will.

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Kapitel 5 - Vorfreude kommt vor dem Fall

Freddy

Sven tippt sich lässig mit zwei Fingern gegen die Stirn, als ich meine Gitarre schultere und den Laden durchquere.

„Viel Spaß bei der Probe, bis morgen.“

Ich verabschiede mich mit der gleichen Geste von meinem Ausbilder und Chef und laufe die paar Meter zur U-Bahn-Haltestelle. Während der Fahrt zum Jugendzentrum kann ich nicht aufhören zu grinsen. Ich habe so ein verdammtes Glück, in Svens Laden meine Ausbildung machen zu können. Er ist cool, weiß unheimlich viel, und, was das Beste ist: Die Donnerstage organisiert er mit mir so, dass nachmittags alles erledigt ist und ich rechtzeitig zur Bandprobe aufbrechen kann. Dafür bin ich freitags immer eher da. Das ist unser Deal, der bislang super klappt.

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Kapitel 4 - Manchmal reicht ein Lächeln

judith

Keep on fighting, you’ll fly high. Wie ein Mantra singe ich in Gedanken die Worte mit, die Escape mir durch die Kopfhörer ins Ohr spült. Im Rhythmus der Musik trete ich in die Pedale, schaue zu, wie die Straße unter mir hinweggleitet, die mich weiter weg von der Schule bringt. Run ist in den letzten Tagen zu meinem Lieblingssong geworden. Ich wünschte bloß, ich könnte ihn allein wegen des coolen Beats genießen. Aber heute kann ich die Gedanken an die Schule noch weniger ausblenden als sonst. Wahrscheinlich wäre es gesünder, dem Ganzen keine Beachtung zu schenken.

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Kapitel 3 - Wie lang noch?

Freddy

Der kräftige Geruch von Salzkartoffeln schlägt mir entgegen, als ich die Tür zu unserer Wohnung aufschließe und sogleich meldet sich mein Magen. Die Mittagspause ist schon viel zu lang her und im Laden bin ich heute die ganze Zeit hin und her gerannt. Es hat Spaß gemacht, die neue Instrumentenlieferung entgegenzunehmen, einzupflegen und zu verräumen. Aber ich bin trotzdem ganz schön geschafft, und umso dankbarer, dass Finn schon gekocht hat.

Mein kleiner Bruder steckt den Kopf aus der Küchentür und winkt mir kurz zu, einen grün verfärbten Holzlöffel in der Hand. Aha, es gibt also Spinat zu den Kartoffeln. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, während ich meinen Rucksack abstelle und drei Teller aus dem Küchenschrank nehme.

 

„Wo ist Mama?“

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Kapitel 2 - Zwölftonmusik zum Abiball

Judith

„Sollen wir uns gleich noch zur Planung in der Cafeteria treffen?“

Meine Frage wird vom Pausengong und Melanies Augenrollen begleitet. Auch Oksana und Kilian machen sich nicht die Mühe mir zu antworten, sondern stopfen ihre Hefter in ihre Taschen. Lediglich Lili nickt kurz, wirkt aber ebenfalls desinteressiert.

„Okay, nach der sechsten.“ Sagt es und verlässt hinter Melanie den Klassenraum.

Ich schaue ihnen nach, ehe ich meine eigenen Sachen zusammenpacke. War das jetzt eine konkrete Zusage von Lili? Sind die anderen auch dabei? Warum hat sich niemand bemüht, mir eine Antwort zu geben?

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Kapitel 1 - Endlich wieder live

Freddy

„Toll, dass ihr heute Abend hier seid! Wir sind Escape. Lasst uns gemeinsam ausbrechen.“

Applaus brandet auf und ich schließe für einen Augenblick die Augen, ehe ich den ersten Akkord anschlage. Mann, was habe ich das vermisst! Auf der Bühne stehen, meine Musik mit anderen Menschen teilen.

Ganz kurz wollen Zweifel in mir aufkommen. Ob wir das nach Monaten ohne Konzerte überhaupt noch können. Aber sobald ich die Saiten auf den Gitarrenhals drücke, und meine andere Hand wie automatisch rhythmisch über die Saiten schlägt, weiß ich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Es läuft. Noch ein kurzer Blick zu Ben, der mit seiner Gitarre zwei Meter neben mir steht. Er grinst und nickt mir zu. Dann dreht er sich zum Mikro.

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